2016

 

Andy Strauß (Installation + Sound) | Melissa Hoetger (Lichtinstallation) |Johannes Mundinger (Malerei) Paradeiser Produktions: Kai Niggemann,& Ruth Schultz mit Philip Grünberg (Videowalk) | Nadja Berkenkopf & Sven Stratmann (animierte Malerei / Projektion) | Petra Bresser (Lichtinstallation) | Lisa Tuyala (Soundcollage & Performance) | Marie Lienhard (Foto-Installation) |  Tim Cierpiszewski (Fassadenmalerei) | Stephan US (Plakataktion)

 

Andy Strauß |Installation + Hörspiel | „strand über Pflaster“ Andy Strauß

Hängematte im Hamburger Tunnel

Mit der Installation Strand über Pflaster zaubert Andy Strauß eine Klanginstallation in den Hamburger Tunnel. Eine Soundcollage ist für die Passanten, Pendler, Bahnreisende zu hören, die vom Anblick einer unerreichbaren Hängematte unterstützt wird. Sie zeigt, wie schwer es fallen kann, Kunst in das eigene Leben zu integrieren. An einem Rush Hour Ort, an dem Stehenbleiben verpönt scheint, gemahnt eine Liegefläche daran, das Verweilen dem Eilen vorzuziehen, jedoch erfolglos.
Der Wahlmünsteraner aber ständig verreiste Andy Strauß gehört zu den populärsten, aber auch umstrittensten Poetry Slammern Deutschlands. Er ist stets auf der Suche nach Möglichkeiten, sich neu auszudrücken, egal ob Text, Theater, Musik oder Installation. Dabei ist er meist kompromisslos und trotzdem auf eine bestimmte Art zugänglich. Mit Strand über Pflaster konfrontiert Andy Strauß in Text und Bild das Publikum mit Fragen unserer Zeit, immer auch mit dem Wissen, wie schwer es ist, den Berufspendler zu erreichen, zum Innehalten zu bringen.

 

Petra Bresser |  Installtion mit Bojen   Titel: KnotenpunktPetra–Bresser-2016

Baum am Bremer Platz

Der Bremer Platz ist ein zentraler, widersprüchlicher Ort im Bahnhofsviertel.
Viele unterschiedliche Menschen treffen hier aufeinander. Die Künstlerin Petra Bresser, die an der HAW in Hamburg studiert hat, bestückt für schauraum – hbf einen Baum auf der Grünfläche am Bremer Platz mit Bojen. Schon in der Vergangenheit hat die Künstlerin Bäume als Ort ihrer Kunst gewählt. Für hbf werden die Bojen, sobald die Dämmerung eintritt, zum Leuchten gebracht. Die Bojen spiegeln zum einem den Aspekt der Zuflucht oder des Haltes wieder, anders als Ballons hängen sie herunter und greifen dadurch aber auch die Trostlosigkeit des Ortes auf.
Den Bremer Platz auch als Zufluchtsort zu verstehen und dem Betrachter näher zu bringen, ist ein wichtiger Aspekt der Installation Knotenpunkt. Neben all den negativen Assoziationen finden Menschen hier auch einfach ein Stück Heimat.
Diesen Ort zu bespielen, in einem anderen Licht erscheinen zu lassen, soll, so die Künstlerin, eingefahrene Gedankenstrukturen aufbrechen.

 

Tim Cierpiszewski |  Fassadenmalerei |„Tesla“Tim erpiszewski
Bahnhofsstraße 49

In der ehemaligen Paketstation (Bahnhofsstraße 49) zeigt  Tim Cierpiszewski architekturbezogene Fassadenmalerei.  Weisse Linien auf schwarzen Grund. Seine Arbeit schafft durch die Nutzung der Architektur einen neuen Raum, die Wand bekommt eine dreidimensionale Struktur.
Der Essener Künstler hat in den letzten Jahren eine Reihe von Wandmalereien geschaffen, welche die magische Wirkung perspektivischer Konstruktion ausloten. Womit der Betrachter konfrontiert wird, ist ein unlösbares Paradox; er erfährt in seiner Wahrnehmung ein Oszillieren zwischen zwei Zuständen. Die Malereien sind wandfüllend und öffnen auf beunruhigende Weise den Ausstellungsraum, den Raum in dem sich der Besucher befindet.
Nach dem Tim Cierpiszewski zunächst von 2001 bis 2003 Philosophie an der Universität Essen studiert hat, erwarb er, nach einem Studium der freien Kunst von 2003 bis 2009 seinen Abschluss im Jahre 2009 an der Kunstakademie Münster. Nach zahlreichen Auslandsaufenthalten ist der noch junge Künstler immer wieder an Nationalen und Internationalen Ausstellungen beteiligt. Seine künstlerischen Aktivitäten sind, ausgehend von einem dynamisierten Raumbegriff, auf die Auseinandersetzung mit Post-White-Cube und Zero-Space konzentriert. In Bezug darauf beschäftigt sich der Künstler in Anlehnung an Gordon Matta-Clarks Gebäude-Schnitte mit virtuellen Öffnungen des Ausstellungsraums und der Konstitution von virtuellen (Landschafts-) räumen. Cierpiszewski ist ebenfalls als Kurator tätig.

 

Marie Lienhard |  Titel: „...“ MarieLienhard-2016

Fotoinstallation | Parkhaus Bahnhofsstraße

Die Bildende Künstlerin Marie Lienhard stellt mit einer Vielzahl von Materialien und Techniken visuelle Untersuchungen an, die gedanklich und sinnlich Öffnungen durch Brüche und Intervalle nachspüren. Diese Erarbeitungen werden dann mit installativer Fotografie, Video und Installationen umgesetzt und präsentiert. Im Rahmen von hbf lässt Marie Lienhard, die derzeit Freie Kunst in Stuttgart studiert, 1:1 Aktfotografien auf einer dreiundzwanzig Meter langen Papierrolle von der Kuppel des Parkhauses herunterfließen. Menschen fallen, doch es ist kein unkontrolliertes Stürzen, die Körperhaltung ist kontrolliert. Ihre ästhetische Fotoarbeit steht in einem engen Dialog zur Soundinstallation von Lisa Tuyala, die ebenfalls das Parkhaus als Kunstort gewählt hat.



Melissa Hoetger | Zur Lage der Nation Melissa Hoetger

Neonschriftzug auf Bahnhofsuhr

Die Arbeit der Künstlerin Melissa Hoetger “Zur Lage der Nation”, bestehend aus dem Neonschriftzug “Träum weiter.”, welcher für die Dauer der Ausstellung über der Bahnhofsuhr am früheren Haupteingang angebracht wird, fordert den Betrachter/die Betrachterin auf, ihn für sich selbst zu konnotieren, dabei klar den schmalen Grat zwischen Optimismus und Pessimismus aufzeigend. Ist das Ironie oder Zuversicht? Glaubt noch irgendjemand an diese Welt, an die Kunst, an die Jugend, an den Frieden - oder haben wir längst aufgegeben?
Melissa Hoetger studierte Bildende Kunst an der ArtEZ Akademie der bildenden Künste Enschede (NL) und der HGB Leipzig. Sie lebt und arbeitet in Leipzig und Münster. In ihren Arbeiten erschafft imaginäre Räume, die das Verhältnis von Realität und Traum sowie deren Manifestierung in der Erinnerung erforschen. Sie arbeitet mit den Medien Zeichnung, Objekt, Video und Installation. Heimat und Alltag, Sehnsucht und Kontrolle sind dabei zentrale Themen, deren Spannungsfelder intermedial untersucht werden.

 

Johannes Mundinger |  Titel „transit“ Johannes Mundinger
Malerei | Häuschen - Eingang Hauptbahnhof

Am Bahnhof, einem Ort, gefüllt vom Leben auf der Durchreise, vom Transit, treffen unzählige Geschichten aufeinander. Ob 1 Klasse Reisende, Obdachlose, Familien, ganz deutlich zeigt sich hier die Vielfalt der Gesellschaft, verschmilzt und grenzt sich ab.  Neben dem Ersatzeingang des Hauptbahnhofs auf einem kleinen Bahnhäuschen entsteht ein Mural, eine Wandmalerei, die diese Vielfalt zum Ausdruck bringt. Die Affinität Mundingers im öffentlichen Raum zu arbeiten, entstand früh über seine Graffiti- und Street Art Arbeiten, so dass diese zentral gelegene Wand gleich für Mundinger einen großen Reiz darstellte. Im Kontext von Mundingers Werk ist auch „transit“ durch ortsspezifische Elemente an den Raum gebunden oder installativ komponiert.
Johannes Mundinger, geboren 1982 in Offenburg, studierte in Münster und Brüssel und lebt seit 2011 in Berlin. Seine Arbeiten waren unter anderem beim Museum Kunstpalast, Düsseldorf, dem Museum Weserburg, Bremen und dem Freiburger Kunstverein zu sehen; 2013 erhielt er den Förderpreis des Berliner Kunstvereins.
Dokumentation


PARADEISER productions - Ruth Schultz - Kai Niggemann ParadiserProduction-2016
Videowalk “Esrever” (mit Philip Gregor Grüneberg)
Start: cuba, Achtermannstraße

Zeit und Raum verschieben sich in diesem immersiven Videowalk von Paradeiser production. Ausgestattet mit dem eigenen Smartphone und Kopfhörern folgen die Zuschauer*innen der Bewegung der Kamera durch das Bahnhofsviertel Münsters. Das Gewohnte wird außergewöhnlich, die Zeit scheint sich anders zu verhalten und die Grenzen von urbaner Realität und Inszenierung beginnen zu verschwimmen...
Paradeiser Productions sind Kai Niggemann und Ruth Schultz. Gemeinsam arbeiten sie seit 2009 an der Synthese von Theater, Tanz, Ton und Text in neuen Formaten des Theatralen und gehen regelmäßig mit Live-Hörspielen, Lecture-Konzert/Performances, Film-, Video-, Musik- und Theater-Projekten auf Reisen zu Festivals und Gastspielen im In- und Ausland.
Der Ansatz von PARADEISER productions ist interdisziplinär: In ihren Projekten forschen sie an den chorischen & choreografischen Momenten in der Sprache und narrativen Bewegungsstrukturen – basierend auf einer starken musikalischen Ebene.

 

AQUIET & Nadja Berkenkopf | “Glimpses" 
AQUIET & Nadja Berkenkop
Container – vor Windhorststraße 3-5

AQUIET & Nadja Berkenkopf experimentieren für ihre Arbeit „ Glimpses“ mit den Medien Zeichnung, Videoprojektion und Animation. Ausgangspunkt ist eine im Raum „schwebende“ Leinwand, die immer wieder kurz durch einen Projektor bespielt wird. Ob das, was man dabei mit flüchtigen Blicken erfasst, gezeichnet oder projiziert ist, kann kaum unterscheiden werden. Das abgebildete transformiert und erweitert sich. Es taucht auf und verschwindet wieder, es wächst und es verfällt. Animationen erwecken das Gezeichnete zum Leben und portraitieren eine urbane Kulisse in ihrer permanenten Veränderung. Der an der AKI ArtEZ Academy for Art & Design studierte Künstler Sven Stratmann (Künstlername/AQUIET) arbeitet seit 2007 in den Bereichen Videoinstallation, Projection-Mapping, Regie und Animation. Zuletzt wurden diverse Projekte realisiert und mitgestaltet bei denen Videoprojektionen in Kombination mit Bühnenbildern oder Rauminstallationen eingesetzt wurden. Nadja Berkenkopf arbeitet als Theatermalerin beim Theater Münster. Daneben partizipiert sie regelmäßig an verschiedenen audiovisuellen Projekten, wofür sie Zeichnungen oder Malereien anfertigt.

 

Lisa Tuyala | Titel: „...“ Lisa Tuyala
Sound- und Sprachinstallation Parkhaus Bahnhofsstraße

Die ausgebildete Sängerin Lisa Tuyala hat für Schauraum - hbf eine Soundcollage erstellt, die auf Sprache basiert. Am Eröffnungstag wird sie diese mit ihrer Stimme live unterstützen. Wie auch die Künstlerin Marie Lienhard hat sie das Parkhaus Bahnhofsstraße für ihre Arbeit gewählt. So dass beide Arbeiten, die den gleichen Titel tragen, auch in einen Dialog miteinander treten. Tuyala hat sich bei der Auseinandersetzung mit dem Bahnhofsviertels Fragen rund um den Begriff „Heimat“ gestellt. Die deutsch-kongolesische Künstlerin sieht Heimat als eine Beziehung zwischen Mensch und Raum. Aber was bedeutet Raum? Raum in Abgrenzung zu Ort? Wo endet "mein" Raum? Wo endet meine Wahrnehmung? Was passiert dahinter? Nichts? Fantasie... Wenn "meine" Räume nicht gesehen werden, was dann? Wandelt sich der Raum, wandelt sich die Heimat...Ist ein Festhalten möglich, gewünscht, nötig...? Loslassen...Raum lassen...Fantasie...
In einer anonymen Online Umfrage hat sie diese Fragen wiederholt. Das Ergebnis der Umfrage ist in ihrer Soundcollage im Parkhaus zu hören.

 

Stephan Us | The View Stephan US
Plakatserie |  Hamburger Tunnel

Mit „the view“ zeigt der Münsteraner Künstler Stephan Us im Rahmen von schauraum – hbf eine Plakatausstellung im Hamburger Tunnel. Menschen schauen vom Betrachter abgewandt aufs offene Meer Richtung Horizont. Die Farben des Ausdrucks sind nicht lichtecht, sie verändern über den Ausstellungszeitraum ihre Farben. Die Plakate bleichen aus, Konturen und Ränder prägen den Wandel bis fast nichts mehr zusehen ist. Ein romantischer sich eröffnender Raum der Unendlichkeit wie auch der sichtbare Prozess der Alterung, des Verschwindens bis hin zur Abwesenheit zeigt sich dem Betrachter.
Inhaltlich setzt Stephan Us sich seit 2001 intensiv mit dem Nichts und den verwandten Leerstellen wie die Stille, Leere, das Loch und Abwesenheit auseinander. 2006 eröffnete er das weltweit einzige Archiv des Nichts. Auch sein Beitrag für schauraum – hbf „The view“ ist wieder eine Auseinandersetzung mit dem Thema.

 

 

 

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