2013
6 Künstler – 10 Tage – 10 Orte im Bahnhofsviertel Münster
Ute Friederike Schernau & Maike Brautmeier |Nadine Arbeiter | Isabelle von Schilcher |
Franziska Lena Kluw | Anke Gollub
Feeling Blue

„Feeling Blue“ präsentiert in einem zu einer mobilen Galerie umfunktionierten Bauwagen eine ländlich-romantische Idylle, eine kleine mit Blumen dekorierte Utopie. Auf fotografischer Ebene ist die Wirkung und das Zusammenspiel der Farben „Blau“ und „Gelb“ Thema. So changieren die gelben Fotografien zwischen sommerlicher Leichtigkeit und Melancholie. Die blauen Arbeiten zeigen haptische Materialien, die durch die Farbe Blau zu Symbolen der Romantik und Sehnsucht werden und sich durch strenge Komposition gleichzeitig als Konstrukte lesen lassen. Das farbenfrohe Gesamtkonzept bietet dem Publikum die Möglichkeit einer kleinen Flucht und ist gleichzeitig ein Experiment, inwiefern so eine romantische Insel in der städtischen Realität Bestand haben kann.
www.maike-brautmeier.com/
www.ute-friederike-schernau.de/
Wirklichkeiten in denen wir leben

Die Düsseldorfer Künstlerin präsentiert eine Videoarbeit mit comichafte Stereotypen. In „Wirklichkeiten in denen wir leben“ werden nacheinander vier Ehepaare in ihrem häuslichen Kontext vorgestellt. In allen vier Sequenzen wandert das Kameraauge langsam über die Zeichnung, so dass sich erst im Kopf des Betrachters anhand der gezeigten Ausschnitte nach und nach das gesamte Bild zusammensetzt. Unterlegt sind die Szenen von einer rhythmischen, aber merkwürdig monoton wirkenden Musik, welche die Künstlerin für das Video komponiert hat. Nadine Arbeiter findet und erfindet Geschichten, produziert, verwandelt und interpretiert sie und schafft auf diese Weise neue narrative Strukturen. Die persistente Gleichmäßigkeit der Musik im 4/4-Takt erzeugt ein rhythmisches Muster, welches in seiner Eintönigkeit die Gewöhnlichkeit der dargestellten Ereignisse unterstreicht.
www.maike-brautmeier.com/
Blue Hour

„Blue Hour“ ist eine von hinten lackierte Glasscheibe. Sie zeigt die Reflektion des Betrachters und die Reflektion des ihn
umgebenden Raumes in einem blauen Licht. Durch die rückwärtige Lackierung des Glases entsteht ein starker Tiefeneffekt.
Der Betrachter taucht in die Welt des Bildes ein - er wird ein Teil dessen. Die tatsächliche Tageszeit in der sich der Betrachter befindet wird relativ.
Reale Zeit und Raum treten in den Hintergrund. Dem Betrachter wird suggeriert,
dass gerade die Blaue Stunde begonnen hat und die Welt beim Wechsel von Tag und Nacht in blaues Licht getaucht ist.
Hierbei handelt es sich um ein immer wiederkehrendes Phänomen.
Blaue Stunde ist heute vor allem ein poetischer Begriff für die Zeit der Dämmerung zwischen Sonnenuntergang und nächtlicher Dunkelheit
sowie für die Zeit kurz vor Sonnenaufgang.
"Ohne Titel"

In Kluws Lichtinstallation wurde die gesetzmäßig angeordnete Fensterfront, welche das Haus „Von Steuben Straße 4-6“ dominiert, mit Leuchtmitteln ausgestatet, die nicht nur die Fenster erleuchten, sondern die auch ein „Lichtspiel“ in den Fenstern entstehen lassen. Ein Gebäude im Bahnhofsviertel, was in der Wahrnehmung im Normalfall untergeht. Das Gebäude an der Von-Steuben-Straße ist, wenn man es dann erstmal entdeckt hat ist es im Grunde ein interessanter, sogar schöner Bau. Er steht schon lange leer und über seine Weiternutzung wurde lange spekuliert. Zu einem Ergebnis, bzw. einer Umnutzung ist es nie gekommen. Jetzt steht das Haus weiter leer, bis womöglich jemand das Grundstück kauft und es abgerissen wird. Der Ort ist letztlich nur noch ein Spekulationsort. Das Objekt selbst interessiert fast kaum jemanden, seine Geschichte erst recht nicht. Mittels der pulsenden Beleuchtung wird das Haus ins Bewusstsein gerückt, aus der Anonymität befreit. Das Lichtspiel kann die Frage aufwerfen was dort drin passiert, ob es womöglich bewohnt ist, auch was in der Vergangenheit dort gewesen ist. Kluws Arbeit balanciert zwischen einer inhaltlichen Fragestellung und einer formalen Lichtinstallation.
News
Die Münsteraner Künstlerin Anke Gollub setzt sich im Rahmen von hbf – häuser | bilder | fenster mit der aktuellen Diskussion rund um den Datenschutz und Datensicherheit auseinander. Ihre Arbeit „News“ zeigt zwei Kilometer Tonbänder, die an der Scheibe des cuba - Foyers das „Like“-Zeichen bilden. Doch der „Daumen hoch“ ist hohl und führt in ein Loch, in dem die Ton-Daten verschwinden. Die NSA-Abhöraffäre lässt grüßen. Immerhin kann der Besucher im Cuba sehen, wo die Daten landen – im unentwirrbaren Müll.
Presseberichte 2013


Texte: Andreas Weber